Zuverlässigkeit in Tests mit normaler Belastung

Übersicht, Methoden, Software, Schulungen ->  www.crgraph.de

Um eine Aussage über die Zuverlässigkeit eines Bauteiles oder einer Baugruppe zu erhalten, werden vor der eigentlichen Serienproduktion Versuche mit einer begrenz­ten Anzahl von Versuchsträgern durchgeführt . Dabei werden grundsätzliche Kon­struktionsfehler oder Fertigungsfehler relativ sicher entdeckt. Dagegen besteht eine nur geringe Wahrscheinlichkeit, zufällige und mit kleiner Häufigkeit auftretende Schäden festzustellen, wenn im Test keine wesentlich höhere Belastung gefahren werden kann. Dies ist in der Regel bei Fahrzeugversuchen der Fall, im Gegensatz zu speziellen Bauteilversuchen an Aggregateprüfständen bzw. im Labor, die eine Belastungserhöhung von Faktor 2 und mehr erlauben.

Eine Aussage über das Ausfallverhalten kann jedoch mit dem folgenden Verfahren für normale Belastungen trotzdem gemacht werden, bei denen keine „Ausfälle“ auftreten. Voraussetzung ist, dass die Anzahl von Versuchsträgern (Proben), die aus Kostengründen immer relativ gering ist, eine längere Versuchsdauer durchläuft, als es im normalen Einsatz gefordert ist.

 

 

Mit einer Aussagewahrscheinlichkeit, in der Regel PA=0,80, lässt sich über die oben dargestellte Beziehung die Zuverlässigkeit R des Bau­teiles bestimmen, wenn im Test keine Ausfälle auftreten.

n ist die Anzahl der Versuche und Lv das relative Lebensdauerverhältnis. Dies ist die Prüfzeit im Verhältnis zur geforderten Lebensdauer. b ist der sogenannte Form­faktor mit b=2 oder b=3,5 (siehe Steigung der Weibull-Gerade). 

Beispiel 1: Gesucht ist die Anzahl der zu prüfenden Bauteile, wenn eine zweifache Prüfzeit zur geforderten Lebensdauer möglich ist und eine Mindestzuverlässigkeit von R=90% gefordert ist. Im Test fallen keine Teile aus. Es ergibt sich n=3 für eine Aussagewahrscheinlichkeit von PA=0,80. Beispiel 2: Bestimmung der Zuverlässigkeit, wenn ein Teil vor Erreichen der ge­wünschten Lebensdauer ausfällt. Ein Teil ist nach dem Test bereits bei dem 1,1fachen der Soll-Lebensdauer ausgefallen. Es wird ein Formfaktor von b=2 ange­nommen (normales Verschleißausfallverhalten). Die Frage ist, wie lange ein zweites Teil ohne Ausfall getestet werden muss, um eine Mindestzuverlässigkeit von R>=80% zu erhalten (PA=0,80). Bei Lv=1,1 ergibt sich n=5. Da bereits ein Teil getestet wurde, sind noch 4 weitere mit Lv=1,1 zu prüfen. Dies entspricht in Summe der gleichen Zuverlässigkeitsaussage, wenn das zweite Teil mindestens Lv=1,75 durchhält (Schnittpunkt mit n=5 um 1 reduziert auf Linie n=1).
 

 

Ist eine bestimmte Mindestzuverlässigkeit vorgegeben und die Frage, welche Aussagewahrscheinlichkeit erreicht wird, so ist die oben dargestellte Formel entsprechend umzustellen, und es ergibt sich für b=2 und R=80%:
 

In der Regel kann gesagt werden, dass es für die Aussagewahrscheinlichkeit oder für die Bestimmung der Zuverlässigkeit besser ist, weniger „Proben“ länger zu testen als viele mit relativ kurzen Testzeiten. Durch weniger Proben erhält man aber auch eine geringere Aussage über die Streuung der Bauteile.

Auf jeden Fall muss Lv>1 sein. Möchte man eine Aussage über die Lebensdauerverkür­zung durch eine höhere Belastung machen, so sind Versuche mit konkreten Ausfällen nötig, die man in einem Wöhlerdiagramm darstellt.

 
Zurück zur Hauptseite
Übersicht, Methoden, Software, Schulungen ->  www.crgraph.de